19. Jahrhundert:
Das Rottal war von den napoleonischen Kriegen durch direkte Kriegshandlungen verschont, nichtsdestotrotz litt die Bevölkerung unter Abgaben und Einquartierungen.
Aus dem Jahre 1820 wird berichtet, „die Bewohner der Gemeinde Unterdietfurt leben hauptsächlich vom Feldbau, von der Viehzucht und vom Garngespinst.“ Die Obstbaumzucht gedeiht wegen des nassen Bodens nicht gut.
Im 19. Jahrhundert waren die Haupterwerbszweige Getreidebau und Viehzucht. Die Landwirtschaft bestellte die Felder nach der Dreifelderwirtschaft, d.h. es wurde ein Feld in einen Abschnitt für Wintergetreide, einen für Sommergetreide und einen Abschnitt brach liegend eingeteilt. Das Brachfeld wurde bis zum Johanni-Tag beweidet und anschließend für die Wintersaat umgebrochen. Erst seit dem 19. Jahrhundert setzte sich die Zweifelderwirtschaft in unserer Gegend durch, ebenso wie die Sense die Sichel verdrängte. Obstbäume und Gemüsegärten waren im Rottal im 19. Jahrhundert wenig verbreitet, denn man fürchtete „das Obststehlen oder eine Prügelszene beim Bewachen.“ Nebenerwerbszweige sind Holz-, Woll- und Garnverkauf. In der Winterszeit machen die Männer Holzspäne, binden Besen oder helfen beim Spinnen. Im Jahre 1848 wurden die Bauern von den Zehentabgaben befreit und freie Eigentümer von Grund und Boden.
Das Jagdrecht besaß der Adel, z. B. hatte der Baron Frenberg auf Hellsberg und auf Teilen des Gemeindebezirks in Unterdietfurt die Jagdbarkeit.
Erwähnenswert bleibt, dass den Dienstboten für den Gernerbesuch und die Wallfahrt ein zusätzlicher freier Tag in unserer Gegend zustand.
Charakteristisch für die Lebensweise war der altbayerische Gehöftbau. Der Geviertbau bestand aus„Wohnhaus und Pferdestall und oft auch noch Kuhstall, Stadel mit 1 oder 2 Tennen, Viehstallungen, Schupfen mit Korn- oder Heuböden, dazu noch häufig ein Wasch- und Backhaus und ein Nebenhäuslein ... Die Wohnhäuser, zum größten Teil zweistöckig und gemauert oder untermauert, hatten früher flache Schindeldächer mit Vorsprüngen, den gekreuzten Schallbrettern und Galerien (Schrot) von Holz im vereinfachten Stil der Gebirgsbauten.“ Im Erdgeschoss lebte man und im Obergeschoss schlief man. „In der oberen Stube ist ein schöner, langtüriger Kasten, in welchem die Feiertagskleider, Leinwand, Flachs usw. aufbewahrt werden.“
Die Menschen ernährten sich um 1850 von „Mehlspeisen und zwar aus Roggen; gutes Brot, Nudel und Knödel, auch viel Gebackenes von Weizenmehl, besonders in der Heu- und Getreideernte, Kirchweihe und hohen Festtagen. Fleisch gibt es nur selten, mehr im Winter, wo fast jeder Bauer Schweine schlachtet.“
Sitten und Bräuche um 1820
Die großen Ereignisse im Leben, wie Geburt oder Heirat, forderten schon immer besondere Sitten und Bräuche. So war nach einer Geburt, bzw. Taufe, der Kindstaufschmaus und ein „Waisat“ genauso üblich wie das Beschenken des Kindstaufschmaus und ein „Weisat“ genauso üblich wie das Beschenken des Täuflings durch den „Godl“. Beim Heiraten war ein Feilschen der Eheleute üblich. Damit mussten die Kinder den Vätern beweisen, dass sie vernünftig „wirtschaften“ können.
Erwähnenswert ist der Brauch des „Hofrechtanschießen“. Dabei wurde am Abend der Hochzeit, zu Ehren der Brautleute, versucht, dass die Bewohner des Ortes nicht schlafen.
An den Werktagen wurde körperlich schwer gearbeitet, so dass man an Sonn- und Feiertagen dem Tanz und dem Kegelscheiben nachging. „Selten geht eine Tanzmusik oder Kirchweih vorüber, ohne daß nicht gerauft wird, wobei häufig lebensgefährliche Verwundungen vorkommen.“
Kleidung um 1820
Die Frauen trugen neben einem Rock aus Seide oder Pers, ein Vortuch, baumwollene Strümpfe und Bändlschuhe. Der Stolz einer Frau war eine schwarze, hohe Pelzhaube von Otterpelz, welche mit einer großen silbernen oder vergoldeten Klufen(=Sicherheitsnadel) an den Haaren befestigt wurde.
Die jungen Männer waren an ihren Filzhüten mit hohem Hupfe und schmalem Rande mit einer fingerbreiten, goldenen Borte oder einer solchen Schnur, einer schwarzledernen, langen Hose und Bändel- oder Schürschuhen oder manchmal auch kalbsledernen Stiefel zu erkennen.