Mittelalter (500-1500 nach Christus):

Zu Beginn des 6. Jhd. erfolgte der Sage nach die Landnahme im Bereich des heutigen Ober- und Niederbayerns durch die Rückkehr der Bajuwaren. Der Name deutet auf die Bewohner des Landes Baia hin, das im Bereich des heutigen Böhmens vermutet wird. Im Jahre 508 soll der Stamm unter seinem Herzog Theodo II. oder Diet II. nach Bayern zurückgekehrt sein.  Im  Jahre 512 hätten  die  Bayern in  einer  Schlacht bei Oetting die Römer besiegt. Der Sage nach ist dies auch der Ursprung für den Namen Dietfurt. Denn wie Josef Mauerer, Oberlehrer in Unterdietfurt im Jahre 1933 in einer Chronik über den Ort berichtet, leitet sich der Name vom Lagerplatz des Herzogs Diet II. an einer Furt (seichter Übergang über einen Fluss, der Name Furt-Mühle deutet auch noch an eine alte Furt über die Rott hin) ab. Er schlug hier sein Lager auf dem Weg nach Ötting (Altötting) zur Vertreibung der Römer auf, die er auch in einer großen Schlacht besiegte.

Furt-Mühle 2002

Auszüge aus dem Bericht von Oberlehrer Maurer, veröffentlicht in der Monatsbeilage im Jahre 1933 im Rottaler Anzeiger

Die neue Heimat der Bajuwaren hatte durch den Einfluss der Kelten und Römer bereits einen hohen kulturellen Standard. Die Bajuwaren waren durch das ständige Kriegführen nicht stark mit dem Land, auf dem sie wohnten, verbunden, somit war die Bestellung des Bodens Aufgabe der Sklaven und Bauern. Auch gab es nicht das Verständnis von Grundbesitz wie heute, sondern der Boden gehörte der Allgemeinheit. Doch schon kurz nach dem Sesshaftwerden bildet sich ein Privateigentum an Grund und Boden, sogenannte huben (=Hof). Daneben gab es auch noch die sogenannten Allmenden, d.h. Allgemeinbesitz an Wiesen, Weiden und Wäldern. Parallel zur Landnahme der Bayern besiegelten die Goten im 5. Jhd. (476) das Ende des weströmischen Reiches. Nach dem Untergang der Goten kam der Aufstieg der Franken. Ihr Herrschaftsbereich dehnte sich von den Pyrenäen bis zur Elbe im Osten und im Süden bis Rom aus. Auch Bayern geriet unter die Abhängigkeit der Franken. Die Franken führten unter anderem die Zehentpflicht und das Lehenswesen ein

In der Mitte des 6. Jhd. tauchte in Bayern das Herzogsgeschlecht der Agilolfinger auf. Leider liegen über diese Zeit nur wenige Quellen vor, die Licht in die Vergangenheit bringen könnten. Erst zu Beginn des 7. Jhd. wissen wir mehr: Es regiert Herzog Theodo (680-725/728) von Regensburg aus. Dieser Herzog führte vermutlich 715/716 eine Romreise durch. Auf dieser Reise entstanden die Planungen für die Einteilung Bayerns in die vier Bistümer Freising, Passau, Regensburg und Salzburg. Die Bistumsgründungen wurden schließlich 736 durch den Hl. Bonifatius unter dem Herzog Odilo umgesetzt. Als erster Bischof von Salzburg agierte der Hl. Rupert, unter dessen Herrschaftsbereich auch die Gegend um Unterdietfurt gehörte. Bereits Bischof Arn (787-821) von Salzburg führte ein Verzeichnis der Pfarrkirchen (Indiculus Arnonis), die aus herzöglichen Schenkungen hervorgingen. Darin sind unter anderem die Kirchen in Ober- und Unterdietfurt erwähnt. „Die Seelsorgekirche zu Unterdietfurt (B.M.V.) und das Baptisterium Oberdietfurt (S. Joan. Bapt.) bildeten einen Seelsorgebezirk. Das Evangelium wurde von der Zelle (heute Zellhub) bei Eggenfelden aus verkündigt.“

Im 8. Jhd. forderte Herzog Odilo die Macht der fränkischen karolingischen Hausmaier Pippin und Karlman 743 heraus und nachdem sich das bayerische und fränkische Heer 15 Tage am Lech gegenüber gestanden hatten, überschritten die Franken unerwartet den Lech und fielen dem bayerischen Heer in die Seite und in den Rücken. Das Heer des Herzog wurde geschlagen und Odilo musste sich hinter den Inn zurückziehen. Somit verblieb Bayern in einer Abhängigkeit vom fränkischen Reich. Zur Zeit Karls des Großen (768-814) endet die Herrschaft der Agilolfinger in Bayern mit dem letzten Herzog Tassilo III., dem auf einem Reichstag 788 ein Bund mit den Awaren vorgeworfen wurde und der wegen einer 25 Jahre zurückliegenden verweigerten Heereshilfeleistung zum Tode verurteilt wurde. Damit wurde das Geschlecht der Agilolfinger entmachtet. Der Frankenkönig Karl der Große begnadigte Tassillo zu lebenslanger Klosterhaft. Erwähnenswert bleibt jedoch die starke Förderung der Kirche und der Klöster im bayerischen Raum durch die Agilolfinger.

Das Frankenreich Karls des Großen war nicht von großer Dauer und wurde schließlich 843 dreigeteilt. Im ostfränkischen Reich regierte Ludwig der Deutsche, der zuvor schon Herzog von Bayern war. Unter Ludwig dem Deutschen wurde Altötting 832 von einer Herzogspfalz in eine Königspfalz erhoben.

Das 10. Jahrhundert war von Machtkämpfen und Ungarneinfällen geprägt. Nach Niederlagen 907 in Pressburg kam es im Jahre 909 an der Rott zum erneuten Kampf mit den Ungarn. Dabei errang der bayerische Herzog Arnulf einen Sieg, als er den Ungarn den Rückweg an der Rott versperrte. In den folgenden Jahren kam es erneut zu Schlachten, z. B. 911 am Inn. Nach dem dortigen Erfolg der Bayern war für die kommenden zwei Jahrzehnte die Gefahr durch die Ungarn gebannt. Im Zusammenhang mit den schrecklichen Kriegen gegen die Ungarn rankt sich eine Sage um die Namensgebung der Rott. Es „brachen die räuberischen Ungarn öfters in Bayern ein und verwüsteten viele Klöster und wohlhabende Orte. Namentlich die Bevölkerung des alten fruchtgesegneten Rottachgaues litt schwer unter diesen Einfällen. Von äußerster Not gedrängt, sammelten sich einmal Anwohner am Flusse und lauerten einer Horde der Barbaren auf. In hartem Kampfe erschlugen sie Scharen von Ungarn und warfen die Leichname in den Fluß. Von dem Blute der Erschlagenen wurde das Bächlein ganz rot. Von nun an hieß das Flüßlein die Rot.“ Auch im Zusammenhang mit den Ungarneinfällen sei noch auf ein bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts alljährlich aufgeführtes Kampfspiel in Wurmannsquick hingewiesen, des sogen. Wasservogels. (Moosvogel). „Bei der Flucht der Feinde sollen letzere massenhaft in den sumpfigen Niederungen versunken und stecken geblieben sein, so daß sie wie junge Wasservögel leicht hätten gefangen werden können.“

Währenddessen veränderte die Tätigkeit und das Wirken der Klöster die bayerische Gegend. „Durch Errichten von Kirchen an den durch Waldrodung und durch Trockenlegung von Moorland neu gewonnenen mit kirchl. Kolonien besiedelten Wohnplätzen wird das Kolonisationswerk gleichsam gekrönt.“ Gangkofen wird zum erstenmal urkundlich 1007 erwähnt, „worin Kaiser Heinrich II. im Jahre 1007 seinem von ihm gegründeten Hochstifte Bamberg nebst anderen zum Teil benachbarten Ortschaften auch Gegiin chovum überweist.“

Nach dem Ende der Ungarneinfälle brachten Raubritterfehden Unheil über Land und Leute. In der Gegend von Unterdietfurt waren es vor allem die drei bekanntesten Grafen Kraiburg, Ortenburg und Leonberg.

Daneben sind ca. 130 Adelsfamilien im Amtsgerichtsbezirk Eggenfelden von Wulzinger, in seiner historisch topografisch-statistischen Beschreibung des Bezirksamts Eggenfelden aufgeführt. Für den Bereich von Unterdietfurt finden sich adelige Familien in Dietfurt, erwähnt in einer Urkunde von Raitenhaslach, St. Nicola (1135-1254), Dietraching in Urkunden von Raitenhaslach und von Osterhofen (1126-1544), Sarling in Urkunden der Klöster Raitenhaslach und Niederalteich (1273-1304) und Sprinzenberg in Urkunden des Klosters Baumburg, St. Nicola. „Der Adel ... schaffte sich, wenn er beleidigt war, lieber selbst mit dem Schwerte Genugtuung, als daß er seine Klage bei den ordentlichen Richtern oder vor dem König hätte erheben und die Entscheidung abwarten sollen. Jeder, der es vermochte verfolgte seinen Gegner mit Feuer und Schwert und verwüstete dessen Burgen und Feldgründe.“ So berichtet Spirkner von Fehden der Grafen von Ortenburg mit den Grafen von Bogen und dem Bischof von Passau in den Jahren 1192, 1198,1208, 1226/27. Durch den Grafen von Bogen kamen die Böhmen in das Rottal, die das ganze Land bis Mühldorf verwüsteten und Spirkner spricht davon: „Alles Land zwischen Donau und Inn schwamm im Blut.“ Diese Reihe von Fehden läßt sich fortsetzen, so der Krieg Herzogs Otto des Erlauchten (1231-1233) mit Ottokar von Böhmen. Dabei wird von einem Durchzug der Böhmen, Mähren und Österreicher durch das Vils- und Inntal im August 1257 berichtet. Andere hier nicht aufgeführte Fehden fügten dem Land erheblichen Schaden zu.

Viel Leid und Not brachten auch die Kreuzzüge in den Jahren 1096 – 1270 zur Befreiung des Hl. Landes. Viele bezahlten dieses Unterfangen mit Ihrem Leben.

1158 wird erstmals München erwähnt, als wegen Neid um die Zolleinnahmen über eine Isarbrücke des Bischofs von Freising der Herzog Heinrich der Löwe von Bayern diese abreißen und weiter flussaufwärts in seinem Besitz wieder aufbauen lässt. Auch die Gründung Landshut fällt in diese Zeit, ebenfalls wegen Streitigkeiten um eine Brücke.

Zu Ende des 13. Jhd. finden sich Aufzeichnungen über Ober- und Unterdietfurt. Spirkner fand in der Geschichte der Bischöfe von Regensburg von Janner folgende Vorfälle: „1267 herrschte Zwist zwischen Bischof Leo in Regensburg und dem Grafen von Leonsberg wegen Patronat und Vogtei in Oberdietfurt. Der Leonsberger mußte auf das Patronat verzichten, behielt aber die Vogtei als hochstiftiges Lehen. Am 14 August 1278 schenkte Bischof Heinrich II. seinem Domkapitel in Regensburg zur Aufbesserung die Pfarrei Oberdietfurt mit allen Patronats und sonstigen Rechten. 1305 mußte obiger Graf von Leonsberg dem Domkapitel Regensburg auch das Vogteirecht in Oberdietfurt mit jährl. 5 Pf. Erträgnis auf 4 Jahre überlassen, weil er, nach adeliger Unsitte damaliger Zeit, dem Kapitel auf einem gute Schaden ‚an Rindern, Roß´ u. a. Dingen“ getan hatte.“

Über Dietfurt schreibt Janner: Im Jahre „1277 am 2. März trat Eberhard Brobst in Münster und Pfarrer in Dietfurt die Groß- und Kleinzehnten in seiner Pfarrei Dietfurt, sodann die Zehenten der Kapelle Moosvogl an das Kloster Raitenhaslach ab, behielt sich aber vor, in der Kapelle Moosvogl, bis die Klosterhuben den hof (grangia) in Moosvogl wiederherstellen und bewohnen werden, priesterliche Funktionen vornehmen lassen zu dürfeen (kirchl. Chronik von Raitenhaslach Manuscript S. 97) Leo Bischof von Regensburg confirmierte am 25. März 1277 diese Zehentvergebung“.

Zu Beginn des 14. Jhd. rankt sich eine Sage um die beiden Kirchen in Ober- und Unterdietfurt. Im Zusammenhang mit den Streitigkeiten um die Krone des deutschen Reiches bekriegten sich Ludwig der Bayer, Herzog der Bayern aus dem Hause der Wittelsbacher mit Friedrich dem Schönen aus Österreich. Im Jahre 1314 wird Friedrich zum deutschen König gewählt und einen Tag später Ludwig zum Gegenkönig. Im Jahre 1322 kam es am 28 . September zwischen Erharting und Mühldorf zur Schlacht zwischen beiden. Anfänglich hatte keines der beiden Heere einen Vorteil. Nachdem die niederbayerischen Kämpfer die Pferde der schwergepanzerten Österreicher erstachen, wendete sich das Blatt zugunsten Ludwigs. Schließlich griff der nürnbergerische Graf Schweppermann ein und Ludwig konnte seinen Kontrahenten besiegen und gefangen nehmen. Somit wurde Ludwig IV. deutscher König und 1327 auch in Rom zum Kaiser gekrönt. In der Sage heißt es: „ Als der alte Siegfried Schweppermann dem Kaiser Ludwig zu Hilfe von Nürnberg her zog, übernachtet er in Ober- und Unterdietfurt. Das Heidenvolk in Friedrichs Heer, die Wallachen, Serben und Humanen hatten auch die beiden Kirchlein nicht geschont. Der Schweppermann ermunterte das Volk „solch unchristlich Thun müsse dem wilden Feind des Himmels Zorn, ihnen aber den Sieg zu wege bringen“ und er gelobte, wenn Gott und die Hl. Jungfrau ihm den Sieg verliehen, die beiden in Schutt liegenden Kirchlein aufbauen zu lassen, schöner als zuvor. Er erfüllte auch sein Gelübde und sein Stiftungsbrief ging erst in den letzten Jahren der Regierung Max Joseph III. durch den unglücklichen Wahnsinn des damaligen Pfarrers verloren, der auch in einem solchen Anfalle den Tod fand.“ Ferner schreibt Spirkner, dass früher die Sage zum Andenken an Kirchweih von der Kanzel verkündet wurde.“

Weiter berichtet Spirkner, dass im Jahre 1401 eine Irrung (eine Art Gerichtsstreit) zwischen Markte Massing und dem Markte Eggenfelden bezüglich des Zolles in Massing und auf der Furt zu Oberdietfurt stattfand.

Mit dem Bau der jetzigen spätgotischen Pfarrkirche Maria Heimsuchung wurde 1441 begonnen.

In einer Veröffentlichung von Zeininger sind Einzelgehöfte und Orte, die schon vor 1500 existierten, aufgelistet. Unter anderem findet sich dort 1401 Oberdietfurt, 1416 Zainamüller in Niederdietfurter Pfarr und 1471 Waisenberg in Niederdietfurter Pfarr.